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1. Geschichte des Mittelalters - S. 212

1888 - Wiesbaden : Kunze
212 Dritte Periode des Mittelalters. 6. Jda von Östreich. Unter den Frauen dieses Zeitraumes ist noch die verwitwete Markgräfin Jda von Östreich zu nennen. Sie hat an dem Kreuzzug des Herzogs Welf von Bayern (1100) mit einem großen Gefolge vornehmer Damen, kriegerisch gerüstet, teilgenommen, um Bagdad erobern zu helfen. Man hatte mit großer Sicherheit auf glücklichen Ausgang dieses Zuges gerechnet und sich wie zu einer lustigen Hochzeitfahrt gerüstet. Da waren Flöten, Schalmeien und Harfen, welche das kriegerische Trompetengeschmetter und Waffengetöse unterbrachen, und Possenreißer, Gaukler und Sänger folgten zur Kurzweil. Nebst dem Kriegswerkzeuge hatte man auch alles Hausgerät, Jagdnetze, Angeln, Hunde und Falken mitgenommen, um in dem schönen Lande, in dessen Besitz man sich sicher dünkte, alles sogleich zur Hand zu haben. Allein der Zug verunglückte gänzlich, und Jda geriet in Gefangenschaft, aus der sie nicht mehr heimkehrte. 7. Eleonore, die schöne, geistreiche Gemahlin Ludwigs Vii. von Frankreich, beteiligte sich (1147) an dem zweiten Kreuzzuge. Ihre leichtsinnige Aufführung bestimmte aber den König, sich von ihr scheiden zu lassen. Der Abt Suger hatte zwar noch einmal eine Aussöhnung bewirkt, allein nach dessen Tode trat die beiderseitige Abneigung so zutage, daß die Scheidung 1152 wirklich erfolgte. Ludwig hatte gewünscht, daß Eleonore nicht wieder heiraten möge; allein kaum war die Ehe gelöst, so vermählte sie sich mit dem Grafen Heinrich von Anjou (§. 28, 1), welcher Herzog der Normandie war und 1154 König von England wurde, und brachte demselben einen schönen Länderbesitz in Frankreich zu. Aber Heinrich, der jünger war als Eleonore, erregte ihre Eifersucht in so hohem Grade, daß sie sogar seine Söhne zur Empörung gegen ihren Vater verleitete. Infolge dessen wurde sie eingekerkert und brachte 26 Jahre im Gefängnis zu. Richard Löwenherz schenkte ihr, als Heinrich gestorben war, die Freiheit wieder; sie starb 1204. 8. Blanko, die Mutter Ludwigs Ix. von Frankreich (§.26,6), war eine fastilische Prinzessin und in Frankreich erzogen worden. Als ihr Gemahl, Ludwig Viii., im Kampfe gegen die Albigenser (1226) fiel und ihr Sohn erst 12 Jahre alt war, übernahm sie die vormundschastliche Regierung für denselben. Die gewandte, kluge und entschlossene Frau brachte durch ihr thatkräftiges Auftreten die unruhigen Großen zur Ruhe und schützte ebenso kräftig das Reich gegen äußere Feinde. Sie gab ihrem Sohne eine vortreffliche Erziehung und zog sich 1236 in das Privatleben zurück; doch übte sie auch weiterhin noch großen Einfluß auf

2. Geschichte der Neuzeit - S. 125

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 7. Die Frauen des ersten Zeitraums. 125 ten, mit denen sie heimlich verkehrte, bewogen sie 1654 zu Gunsten ihres Vetters Karl Gustav abzudanken und Schweden zu verlassen. Sie reiste über Hamburg und Brüssel nach Innsbruck, wo sie 1655 zur katholischen Kirche übertrat. Von hier begab sie sich nach Rom, brachte in Loretto der Mutter Gottes Krone und Scepter zum Opfer und starb 1689 in Rom, nachdem sie mehrere vergebliche Versuche gemacht hatte, die Krone von Schweden und Polen wieder zu erlangen. Sie sah sich durch das Ausbleiben der schwedischen Geldsummen zuletzt genötigt, vom Papste eine jährliche Pension von 12 000 Skudi anzunehmen. 12. Werfen wir schließlich noch einen Blick auf die geselligen Verhältnisse jener Zeit und die Lage der Frauen im allgemeinen, so fällt uns ein großer Unterschied zwischen den im Norden und Süden von Europa herrschenden Sitten aus. In Spanien, Portugal und Italien beobachteten die Frauen immer noch die strenge Abgeschlossenheit und Zurückgezogenheit, welche wir schon früher kennen lernten. Es war viel, wenn sie sich einmal im Jahre an einem allgemeinen Festtage öffentlich sehen ließen. Edelfrauen hatten das Recht, bei besonderen Festlichkeiten sich am Fenster oder auf dem Balkon zu zeigen, das Theater zu besuchen oder spazieren zu fahren; aber stets erschienen sie ohne die Männer. Zu großen Hof-feften, Bällen und prachtvollen Gastmählern kamen sie in Begleitung derselben und wurden von ihnen auch bedient. Größere Freiheiten genossen die Frauen in Deutschland und England. Bei den Gastmählern erschienen Frauen und Töchter, obwohl solche Gelage höchst nachteilig auf die Sittlichkeit einwirken mußten. Denn bei Mahl- und Hochzeiten ward eine solche Unmasse von Speisen und Getränken aufgetischt, daß man ganze Tage und Nächte saß und alles auf gegenseitiges Zutrinken und Berauschen hinauslief. Bei den Festmahlen der Zünfte, zu welchen Frauen und Töchter zu-gezogen wurden, stellte man vollständige Wettkämpse im Trinken an, da man auf eine edlere Weise sich nicht unterhalten konnte. Solche üppige Lebensweise richtete besonders die unteren Stände zu Grunde, und die Obrigkeit sah sich öfters veranlaßt, Kleider-, Hochzeit- und Gelagordnungen zu geben, welche dem üblichen Luxus Einhalt thun sollten; allein kein Stand wollte hinter dem andern zurückbleiben. D>en schlimmsten Einfluß übte in dieser Verschwendungssucht und im Kleiderluxus der französische Hof, wo eben die Frauen die Hauptrolle zu spielen angefangen hatten. 13. So lange in Frankreich Margareta, Heinrichs Iv.

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 274

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 274 — schwere Lage, da die große Mehrzahl des Volkes doch am alten Glauben festhielt, und die Könige des Landes mit Strenge gegen die Anhänger der neuen Lehre verfuhren. Doch gehörten auch mehrere der Großen des Reiches, wie der junge Prinz Heinrich von Navarra, ein Verwandter der Königsfamilie, und der berühmte Admiral Coligny, zu den Hugenotten. Da beschloß die ränkevolle Königin Katharina, welche ihren Sohn, den jungen König Karl Ix., ganz in ihrer Gewalt hatte, die neue Religionspartei völlig auszurotten. „Es ist Zeit," sagte sie arglistig, „daß Friede werde zwischen den Katholiken und Hugenotten. Um die Aussöhnung beider Parteien zu besiegeln, will ich dem Prinzen Heinrich von Navarra meine Tochter zum Weibe geben." Der Prinz nahm das Anerbieten an und lud die vornehmsten seiner Glaubensgenossen zur Feier seiner Hochzeit nach Paris. Und die Hugenotten, in der Meinung, daß nun ihre Bedrängnis ein Ende haben sollte, kamen zahlreich zu dem Feste. Wer hätte geahnt, daß dieses Fest mit ihrem Blute besudelt werden sollte? Aber so wollte es die schreckliche Katharina. Die Bartholomäusnacht (24. August 1572), wenige Tage nach der Vermählung des königlichen Brautpaares, wurde von ihr zum Morde der Hugenotten bestimmt. 2. Die Pariser Bluthochzeit. — Die gräßliche Nacht kommt. Da läutet plötzlich die Glocke vom Turme des königlichen Schlosses. Das ist das verabredete Zeichen. Alsbald stürzen bewaffnete Banden, ein weißes Tuch um den Arm, durch die Straßen der Stadt, jagen die Hugenotten aus den Häusern hervor und metzeln sie nieder. Von den Straßen dringt man in die Häuser und setzt hier das Würgen fort. Auch Coligny wird hingemordet. Als er den Lärm der in seine Wohnung stürmenden Verfolger vernahm, sprang er aus dem Bette und erwartete, an die Wand gelehnt, die Hereindringenden. „Bist du Coligny?" schrie einer derselben ihn an. „Ich bin es," antwortete dieser, „junger Mensch, habe Ehrfurcht vor meinen grauen Haaren!" Aber der Wütende stieß ihm den Degen in den Leib, zog ihn wieder heraus und hieb ihm ins Gesicht und in die Brust so lange, bis der Greis kein

4. Geschichte des Mittelalters - S. 416

1854 - Weimar : Böhlau
416 sollte kein Unterschied der Stände gelten, der König selbst bei dem obersten Gerichtshöfe zu Capua belangt werden können. Viele Städte wurden durch prächtige Gebäude und nützliche Stiftungen verschönert. Zur Beförderung der Gewerbe und des Handels wurden die Straßen verbessert, Brücken angelegt, unbillige Zölle ermäßigt, Maß, Gewicht und Münzwesen geregelt, geschickte Hand- werker und Künstler herbeigezogen. Um den Land bau zu beför- dern, wurden Frevler an Feldern, Gärten und Weinbergen streng bestraft. Die noch in Sicilien hausenden Saracenen wurden be- siegt und nach Italien in die Stadt Nocera versetzt, wo sie ge- werbfleißige Ansiedler und die treusten Anhänger des Kaisers wur- den. Aus der gemischten Bevölkerung seiner Erblande bildete sich Friedrich den Kern eines starken Söldnerheeres. Friedrich's heller Geist hatte besonders die Wissenschaften lieb gewonnen und ihren Einfluß auf das Gedeihen des Staates erkannt. Er selbst redete und schrieb fünf Sprachen, die italienische, deutsche, französische, lateinische und arabische und verstand die grie- chische; er war Dichter und ein eifriger Freund der Naturkunde; er unterhielt fremde Thiere, um sie zu beobachten, und schrieb ein von feiner Beobachtung zeugendes Buch über die Natur und War- tung der Vögel. Er legte eine Kunstsammlung an und stiftete 1224 zu Neapel eine Universität. Er berief an diese Anstalt die berühmtesten Lehrer und gab ihnen große Besoldungen; auch ge- währte er den Studirenden große Vorrechte. Auch die berühmte Arzneischule zu Salerno hob er durch Berufung ausgezeichne- ter Lehrer und durch die Bestimmung, daß Niemand in seinem Reiche die Heilkunst ausüben solle, ver nicht von den Lehrern zu Salerno geprüft und für tüchtig erklärt worden sei. Der Papst Honorius 111. mahnte den Kaiser wiederholt au den Kreuzzug und bewirkte eine Vermählung Friedrichs, dessen Ge- mahlin gestorben war, mit Jolantha, der Tochter des Königs von Jerusalem Johann von Brienne. Friedrich richtete jedoch seine Aufmerksamkeit zunächst auf Oberitalien, wo die Städte sich unter einander bekriegten und dem Kaiser die im Frieden zu Konstanz (S. 411) zugesicherten Rechte verweigerten. Der Kaiser schrieb einen Reichstag nach Cremona aus (1226) zu dem er auch seinen Sohn Heinrich und die deutschen Fürsten berief. Allein die feindlich gesinnten Mailänder erneuerten den lombardischen Bund, sperrten die Alpenpässe und ließen den König Heinrich nicht nach Italien. Auf diese Weise ward aus dem beabsichtigten Reichstage nichts. Friedrich sprach die Acht über die aufrührerischen Städte, erkannte aber dann den Papst als Schiedsrichter an. Dieser that den auffälligen Ausspruch: der Kaiser solle den Lombarden verzei- hen, und diese sollten 400 Reiter zum Kreuzzuge stellen. Friedrich schwieg für jetzt und trat 1227 den Kreuzzug an. Wir haben bereits (S. 399) erzählt, daß er wegen einer Krankheit wieder zu- rückkehrte, deshalb von Gregor Ix., dem Nachfolger von Ho- norius, in den Bann gethan wurde und dennoch 1228 und 1229 den Kreuzzug ausführte. Noch ehe er zurückgekehrt war, hatte der Papst schon den im Orient geschlossenen Frieden als ein Gewebe von Falschheit und Tücke dargestellt. Ja Gregor hatte, um Sici-

5. Kleine Handelsgeographie - S. 1

1896 - Breslau : Hirt
^Kleine Landetsgeographie. Cin Mmm für dm gevuown Werrw an Handelsschulen, Landwirtschaftsschulen und verwandten Lehranstalten. Bearbeitet von <Bmil Rasche, Schuldirektor. Mit Ä Karten: Melttelegraphenlittien. Fünfte, vermehrte und verbesserte Auflage. Ferdinand Hirt, Königliche Universität^- und Verlags-Buchhandlung. Breslau, 1896. Alle Rechte vorbehalten. Qurt t&y.

6. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 179

1858 - Weimar : Böhlau
ít 9 Unter Flüchen und Gebeten, welche abwechselnd seinen Lippen entström- ten, starb er im 24ften Jahre seines Lebens 1574. Bei der Nachricht vom Tode seines Bruders verließ Heinrich von Henrich i Anjou, jetzt Heinrich Iii., heimlich, in der Stille einer finstern Nacht sein Königreich Polen. Heinrich Iii. (1574— 1589) hatte als Prinz eine hohe militärische Stellung eingenommen, er war ein schöner Mann, ein Freund von königlichem Prunk und zeigte bei feierlichen Gelegenheiten Würde und eine natürliche Wohlredenheit. Ueberdies war er von munterer Laune und nicht ohne Witz. Bei der Verderbtheit des damaligen französischen Hofes hatte er durch Ausschweifungen seine Kräfte erschlafft. Er umgab sich mit jungen, munteren Leuten, von angenehmem Aeußern, die in Sauberkeit der Kleidung, Zierlichkeit der Erscheinung mit ihm wetteifer- ten und die fick durch ihre weibischen Sitten den verächtlichen Namen Mignons zuzogen. Obgleich die Schulden der Krone schon eine be- deutende Höhe erreicht hatten, verschleuderte doch der König in unglaub- licher Verschwendung und rasender Spiellust große Summen und gab daß Geld mit vollen Händen an die verdienstlosesten Menschen weg. Am Hofe wurden täglich Gastmähler, Bälle, Maskeraden und Possenspiele gegeben, und Schaaren von Musikern imb Schauspielern aus Italien berufen. Daß männlichere Vergnügen der Jagd gewährte Heinrich Iii. weniger Unterhaltung als Tanz und Ballspiel. Frauenkleidung, deren er sich häufig bediente, gefiel ihm mehr als Schwert und Panzer. Inder Fastenzeit lief er mit den Mignons in allerhand seltsamen Vermummun- gen durch die Straßen von Paris und drang in die Häuser und Gesell- schaften ein. Heimlich stöhnte der König allen Genüssen, während er öffentlich im Bußgewand, mit nackten Füßen, die Geißel in der Hand, sich den Processionen anschloß. Auf seinem Zimmer unterhielt sich Hein- rich mit Affen, Papageien und Hunden. In den letzten Jahren seines Lebens trug er häufig an einem reich gestickten Tragbande einen runden Korb, der mit kleinen Hunden angefüllt war. Seinen Günstlingen er- theilte Heinrich Aemter und Ehrenstellen und verletzte dadurch daß Fa- milieninteresse der großen Geschlechter. Anfangs schien Heinrich Iii. zu einer milderen Behandlung der Hugenotten geneigt, aber bald folgte er dem Rath seiner Mutter und des Kardinals von Lothringen, daß die Hugenotten mit aller Gewalt unterdrückt werden müßten. Da brach der fünfte Religionskrieg aus (1576). Mit den Hugenotten verbanden sich die Politiker. Der jüngere Bruder des Königs, der später zum Her- zog von Anjou erhobene Franz von Alenpon, hatte bereits den Hof verlassen. Der Prinz von Conds warb in Deutschland Truppen. Heinrich von Navarra entwich vom Hofe, trat wieder zum Calvinismus zurück und stellte sich an die Spitze der Hugenotten. In seiner Verlegenheit schloß der Hof mit den Mißvergnügten einen Vertrag. Den Hugenotten wurde, mit Ausnahme von Paris, im ganzen Reiche freie Religions- übung, Berechtigung zu allen Aemtern, für ihre Rechtsstreitigkeiten eine aus Aushängern beider Bekenntnisse zusammengesetzte Appellationsinstanz in den Parlamenten und feste Plätze zu ihrer Sicherheit zugestanden. Die Zugeständnisse für die Protestanten erbitterten die eifrigen Ka- tholiken. Die Leitung aller unzufriedenen Katholiken übernahmen, vom Hofe zu Madrid dazu aufgefordert, die drei Guisen, Kardinal Ludwig, 12 *

7. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. I

1845 - Heidelberg : Winter
1 Di- eltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundriße. Cin Leitfaden für den Unterricht in untern Gymnasien und lateinischen Schulen (Progym- nasien, Pädagogien), in Schullehrer-Seminarien und in Real- und höhern Bürgerschulen, so wie auch zum Gebrauch beim Selbstunterrichte, von Dr. Heinrich Dittmar. Dritte verbesserte Auflage. Heidelberg 1843. Universitäts-Buchhandlung von Karl Winter.

8. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 114

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 114 — zu leben. Die Sarazenen zeigten sich dankbar; sie wurden fleißige und treue Unterthanen, und Friedrich umgab sich in der Folge gar mit einer Leibwache, die nur aus Sarazenen bestand, weil er zu ihnen mehr Vertrauen hatte als zu den Christen. Im Jahre 1223 starb des Kaisers Gemahlin Konslanze von Arragonien; zwei Jahre später schloß er einen neuen Ehebund mit Jolante, der Tochter des Herzogs Johann von Brienne, der sich als den Erben der Krone von Jerusalem ansah. Zu dieser Zeit war es, als die prächtige Hofhaltung des Kaisers in Palermo ihren Glanzpunkt erreichte. Er zog Künstler und Gelehrte an seinen Hof und fragte nicht, ob sie Christen oder Muhammedaner waren; Dichter, fahrende Sänger, Harfen- und Lautenspieler fanden bei ihm und seiner ebenfalls kunstsinnigen Gemahlin Schutz und Förderung. Seine Paläste und Schlösser glänzten in Pracht und Luxus; aus allen Teilen der Welt waren hier die seltensten und kostbarsten Kunstwerke und Geräte zusammengetragen, denn alle Fürsten des Erdkreises wetteiferten, dem mächtigen und prächtigen Kaiser, dem „großen Sultan der Christen", ihre Ergebenheit durch die reichsten Geschenke zu bezeugen. Bei den glänzenden Gastmählern trugen Dichter und Sänger ihre Lieder vor, und der Kaiser verschmähte es nicht, selbst bisweilen zur Harfe zu greifen und seinen Zuhörern eins seiner selbstverfertigten Lieder vorzutragen. In ungezwungenster Weise verkehrten an seinem Hofe Leute der verschiedensten Nationen und des verschiedensten Glaubens; ja sogar den verachteten Juden gestattete er den Zutritt, sofern sie sich durch Klugheit und Gelehrsamkeit auszeichneten. Musik und Dichtkunst, Astronomie und Astrologie, Baukunst und Bildhauerkunst, mathematische, arithmetische und medizinische Wissenschaft fanden an dem glänzenden Hofe von Palermo eine Unterstützung, wie an keinem andern Orte der Welt. Die Folge davon war ein rasches Aufblühen von Kunst und Wissenschaft. Keine Zeit hat herrlichere, großartigere Bauwerke hervorgebracht als die der letzten Hohenstaufen; zu keiner Zeit stand die

9. Abth. 1 - S. 356

1830 - Hannover : Hahn
356 Italien. Iii. Herzogthum Parma. Größe 107q. M. Gränzen in N. das Österr. Italien, in W. der Sard. Staat, in S. Toskana, in O. Modena. Eine fruchtbare Ebene an der S. Seite des -Po, die sich gegen S. zu Hügeln und zum Kamme der Apennin e n erhebt, unter denen in So. der Alpe di Succisio — 6200g., in S. der Orsaro — 5600g., in W. der Pen na — 5300g. Das Gebirge sendet nur kleine glüsse, die aber, wie alle Appenninenflüsse, trübes Wasser haben, als die Trebbia, Nura, Parma, Enza, Gränzfluß gegen Modena, und den Taro zum Po hinab. Boden und Produkte sind wie in der Lombardei, je- doch kein solcher gabrikfleiß und Verkehr; es fehlen hier die Kanäle und guten Landstraßen. Ackerbau und Viehzucht sind bedeutend; auch der Bergbau in den Apenninen liefert Eisen und Kupfer. Reiche Erdölquelle beim Dorfeamiand. Die E. — 430,000, sind ka- tholisch. — Im Mittelalter waren die berühmten gamilien der Este und Visconti Herren des Landes, bis der Papst Paul Iii. dasselbe 1543 zum Herzogthum erhob und seinen Sohn Peter garnese da- mit belehnte, dessen Nachkommen 1731 ausstarben. Darauf ward der Znfant Carlos von Spanien Regent, bis Kaiser Karlvi. und der König v. Sardinien das Land erhielten (1733). Im Aach- ner grieden, 1748, ward es wieder dem Spanischen Jnfanten Phi- lipp zu Theil. Nach dessen Sohnes Tode nahm es grankreich 1802 in Besitz, bis es durch den Wiener Congreß 1814 der Gemahlin Na- poleons, Marie Luise, übergeben wurde. Nach ihrem Tode erhält es der jetzige Herzog von Lucca, welcher dann Lucca an den Großherzog von Toskana und den Herzog v. Modena, die Böhmischen Güter aber an den Herzog v. Reichstadt abtreten wird. Das Land besteht eigentlich aus drei Herzogtümern: 1) Parma mit 8 Distrikten, 234,ooo €. — Parma am Flusse gl. M., 30,000 E. ist Residenz. Appellations- u. Revisionshof, Tribunal. Bischof. Univer- sität, gestiftet 1423, Akademie der Künste, Museum und Bibliothek, bo- tanischer Garten u. a. wissenschaftliche Anstalten, Ritterakademie. Be- rühmte Druckerei Bodoni's, der in 155 Sprachen und 215 verschiedenen Schriften druckt. Parma ist seiner Größe nach schlecht bevölkert und viele seiner Pallaste sind verödet. Der große Dom ist sehenswerth, so wie die Johanniskirche, der Pallast Farnese mit dem jetzt nicht mehr gebrauchten größ- ten Schauspielhause Italiens, 350f. lang, welches 9000 Menschen fassen soll. Seiden - u. a. Fabriken. Vor der Stadt der Pallast Giardino. Sieg der Franzosen über die Österr. 1743. — Lastet Guelfo. Prächtige Brücke. — Lustschloß Lolorno. — Borgolaro, Sitz eines Tribunals. — 2) piaccnza mit 5 Distrikten, 174,000 E.— piacenza am Po, 16,000e. Die Stadt hat bedeutenden Umfang und schöne Straßen, ist aber men- schenleer. In der Citadelle ist Österreichische Besatzung, da die Stadt durch ihre Brücke über dem Po und ihre Lage in militairischer Hinsicht wichtig ist. Das Schloß, zum Theil verfallen, der Pallast des Gouver- neurs. Bischof. Bibliothek, botan. Garten. In der Nahe das Schlacht-

10. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 92

1914 - Düsseldorf : Schwann
- 92 — also ein katholischer Fürst evangelisch oder ein evangelischer wieder katholisch, so konnte er seine Untertanen zwingen, diesen Wechsel mitzumachen. Gegen den Widerspruch der Evangelischen gebot ferner der „geistliche Vorbehalt" jedem geistlichen Würdenträger, der zur Reformation übertreten wollte, die Niederlegung seines Amtes. § 162. Karls V. Abdankung und Tod. Die vielen Mühseligkeiten des Herrscherlebens hatten den von Natur kränklichen Kaiser zu einem müden Manne gemacht. Er sehnte sich nach Ruhe, denn er fühlte, daß sein Leben sich zum Ende neigte. Im Oktober 1555 übergab er in einer Ständeversammlung zu Brüssel seinem Sohne Philipp, der schon die italienischen Besitzungen verwaltete, die Regierung der Niederlande. Im Januar des nächsten Jahres übertrug er ihm auch die Krone der spanischen Länder, und einige Monate hernach legte er die deutsche Kaiserkrone nieder, die dann durch der Fürsten Wahl auf seinen Bruder Ferdinand überging. Aller weltlichen Bürde ledig, ging der Kaiser über die Pyrenäen und zog sich nach dem von Wäldern umrauschten Kloster San Juste in Spanien zurück. Hier verbrachte er in einer kleinen, abgesonderten Wohnung als Einsiedler seine letzten Tage. Im Herbste 1558 schied er im Alter von achtnndfünzig Jahren von dieser Welt — der letzte große Kaiser des alten deutschen Reiches?) Der Titel „Majestät", den nach Karls Beispiele die Kaiser und Könige des Abendlandes führen, erinnert noch heute an die einstige Machtfülle dieses als Klausner gestorbenen Herrschers. Deutsches Leben um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. § 163. In der Stadt. Aus den politischen Wirren der Zeit richtet sich unser Blick auf das friedliche Bild der deutschen Stadt. Wohlbewehrt durch Türme und Mauern liegt sie da. Gegen die neue Belagerungsart, die sich der Kanonen bedient, sind die Mauern durch hinterliegende Erd wälle verstärkt; die Straßen sind jetzt meist gepflastert. Man kennt bereits überdeckte Wasserleitungen, Badeanstalten, Wein- und Bierkeller. Zwischen den hochgiebeligen Fachwerkshäusern mit dem buntbemalten Schnitzwerk ihres Gebälkes ragen zahlreiche stattliche Steinbauten auf; an Stelle des „Wind-auges" der Schindeldächer erblickt man hie und da bereits Schornsteine. Gotische Türmchen schmücken die beliebten Erker. Die Läden der Handwerker und Gewerbtreibenden sind nach der Straße offen. *) Gedichte: Platen, „Der Pilgrirn vor St. Just." Grün, „Die Leiche zu St. Just."
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